23.05.12
Schnell den Bericht verfassen, wir haben Internet. Ich habe keine große Lust, zu schön ist das süße Leben. Aber versprochen ist versprochen.
Der Wetterbericht sagt West mit 2-3 bf. Sollte passen. Unser Ziel, das Städtchen Bosburun liegt ostwärts. Bosburun ist port of entry, wichtig für uns, denn wir sind immer noch schwarz in der Türkei.
0800, bei klarem Himmel, startet Hanne unseren Jockel. Wir verabschieden uns noch schnell von unseren holländischen und türkischen Nachbarn. Sehr nette Leute, mit denen wir fast schon Freundschaft geschlossen haben.
Die Ankerwinsch rattert los und zieht uns aus dem engen Liegeplatz. Problemlos, weil oft gemacht.
Wir tasten uns vorsichtig aus der engen Hafeneinfahrt des kleinen Hafens. Die Einfahrt versandet immer wieder und man weiß nie genau wie die Tiefen gerade sind.
Wir passieren griechische Inseln und ärgern uns über ein Chaarterboot
Draußen erwartet uns ein ekelhafter Schwell. Der Starkwind von gestern hat eine hohe Dünung aufgebaut und der versprochene Wind aus West bleibt aus. Unser Motor muss helfen. Mit 1,5m Schwell von achtern und ohne die Stütze eines Segels, ein schauerliches Geschaukel. Segeln ist ein Freiluftsport.Wir ignorieren die Unbequemlichkeit. Nur gut, dass wir keine schwachen Mägen haben und seekrank werden. Nysiros und Simy, griechische Inseln, passieren wir an steuerbord.
1150, auf Höhe des Nordkaps von Semi, setzt der versprochene Wind ein. Mit dem ersten Stückchen Tuch ist sofort Ruhe an Bord. Die DOL ist in ihrem Element. 1330 muss der Jockel wieder ran. Die schmale Einfahrt nach Bosburun laufen wir unter Motor. Mittlerweile bläst der Wind mit 20 kn in den Kanal.
Ein Charterboot, mit deutscher Besatzung, nähert sich unter Vollzeug von achtern. Mit mindestens 8 kn im schmalen Kanal. Die Regel, dass sich von achtern aufkommende Schiffe, auch unter Segel, großräumig frei zu halten haben, scheint der Steuermann nicht zu kennen. Wir fürchten die Zweiteilung unserer Lady. Mit geschätzter Rumpfgeschwindigkeit feuert der Held (schmeichelhafter Ausdruck für Idiot) in einem Abstand von fünf Metern an uns vorbei. Wir atmen erleichtert auf.
Eine Kabellänge voraus passiert, was passieren muss. Eine Bö legt das Boot flach aufs Ohr, um es dann in die Sonne schießen zu lassen. Geschieht euch recht. Später, im Hafen, liegt der Künstler direkt neben uns. Es war verdächtig still an Bord.
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In Bosburun selbst hat sich seit unserem letzten Besuch wenig verändert. Lediglich der Service einer Hafenmeisterin, die beim Anlegen hilft, wird wohlwollend zur Kenntnis genommen Wohlwollend allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Dame den doppelten Betrag der Vorjahresgebühr an Liegegeld verlangt.
Der Hafen wäre uns ohne Hafenmeisterin lieber.
Wir liegen an der Westpier und können Internet vom gegenüber liegenden Kai, von Fishermans House empfangen.
Ein kleines Efes (türkische Biermarke) in der Kneipe und wir haben die Zugangsdaten zum Hotspot. Die Anbindung an den Wetterbericht ist gesichert, den Reisebericht zu schreiben, bin ich aber zu faul.
In Bosburun hatten wir, während des vorherigen Besuches, prachtvolle Lamm Koteletts erstanden. Wir kaufen beim gleichen Metzger wieder 8 Stück. Über die Qualität des Fleisches später.
Der eigentliche Grund des Hier- seins, das Einklarieren, muss noch erledigt werden.
Nahe dem Hafen, wo sonst, sind die Agenten angesiedelt. In der Türkei ist das Einklarieren über Agenten seit ein paar Jahren obligatorisch.
Ich erscheine beim erst besten Agenten, meine Einklarierungsunterlagen in einer Mappe des Agenten der uns letztes Jahr in Datca einklarierte, unter dem Arm, mit der Bitte, das Einchecken für uns zu übernehmen. Wohlweislich weise ich darauf hin, dass der Preis in Datca 70 Euro beträgt (kleine Notlüge, die Gebühren liegen zwischen 80- und 100 Euro). Mit einem Blick auf meine Dokumentenmappe, die das Firmenlogo des Dienstleisters aus Datca trägt, strahlt mich mein Gegenüber an, er und der Mann aus Datca seien gute Freunde und wenn ich in Datca nur 70 Euro bezahlt hätte, wäre es ihm eine Ehre, mich für den gleichen Preis zu bedienen. Fast habe ich mich ein wenig geschämt.
25.05.12
Von Bosburun in die Bozukkale.
Als nächstes Ziel haben wir uns die Bucht Bozukkale ausgesucht. Zwei Seemeilen östlich vom Kap Karaburun und 20 Seemeilen südwestlich von Marmaris.
Um die Bozukkale zu erreichen müssen wir 15 sm südwestlich laufen, dann das Kap Karaburun runden und weiter 2 sm südöstlich segeln.
Kein Problem. Leider haben wir aber 4-5 Windstärken aus Südwest, das heißt aufkreuzen. Kein leider, bei diesem schönen Segelwind ist das Gegenan ein Genuss. Es dauert etwas länger, doch wir haben Zeit und der geplante Schlag ist ja relativ kurz. Für ein paar Stunden eine herrliche Rauschefahrt.
Wir erreichen die Bucht gegen 1330. Sehr früh, so können wir uns in aller Ruhe den schönsten Ankerplatz, direkt unter dem Fort aussuchen.
Beim Sundowner lassen wir beide den schönen Segeltag noch einmal Revue passieren.
26.05.12
Von der Bozukkale nach Ekincik.
Um unser angestrebtes Ziel, den Golf von Fethiye zu erreichen, brauchen wir einen Zwischenstopp, um die 65 Seemeilen lange Strecke zu unterbrechen. Wir haben uns die Bucht Ekincik ausgesucht, ungefähr 31 Seemeilen in nordöstlicher Richtung.
Um 0800 springt der Jockel an und wir gehen Anker auf. Der West bietet sich zum Segeln an, um 0830 setzen wir Segel. Nach 40 Minuten ist der Spaß vorbei. Der Wind hat den Dienst quittiert. Frustriert packen wir unsere Segel wieder ein. Die restlichen 28 Seemeilen muss der Motor helfen.
1500 fällt unser Anker in der wunderschönen Bucht Ekincik. Wir legen eine Landleine und fühlen uns wohlig geborgen.
Hanne bereitet , das in Bosburun erworbene Lammfleisch vor. Ich höre nur unverständliches Geschimpfe aus der Küche. Sauerei oder ähnliches. Im hohen Bogen fliegt die Hälfte des für 30 Euro erstandenen Fleisches über Bord. Ich hoffe die Fische haben wenigsten Freude daran. Trotzdem zaubert Hanne noch ein passables Essen aus dem Rest. Wir haken das Ganze unter Erfahrung sammeln ab.
Am Abend, nach Abflauen der leichten Seebrise, setzt heftiger Schwell ein. Es schaukelt zum Gott Erbarmen. Trotzdem beschließen wir einen weitern Tag zu bleiben.
Fischer bieten uns einen Ausflug zu den lykischen Felsengräbern im antiken Kaunos an. Eine verlockende Idee, doch wir vertagen die Exkursion auf den Rückweg.
28.05.12
Von der Ekincik in die Drachenbucht (Büyukaga Koyu).
0920 gehen wir Anker auf. Die 26 Seemeilen zu unserem Ziel verlaufen ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Abgesehen von dem laufenden Segel setzen und Segel bergen, ob der wechselnden Windbedingungen. So ist es eben in der Zeit vor dem Meltemi.
1445 fällt der Anker in der ersten Bucht des Fethiye Golfes. Wir liegen umgeben von grünen Hügeln in schönster Natur. Ein Vorgeschmack auf die weiteren Buchten und Liegeplätze des zu Recht als schönster Platz der Türkei beschriebenen Golfes.
Eine Landleine macht unser Glück perfekt. Sicher, wie in Abrahams Schoß, träumen wir, vom Läuten unzähliger Ziegenglocken begleitet, in den Abend.
So weit, so gut, morgen geht es weiter. Bis dann,
Hanne&Günter.