Richtige Schönheit erkennt man erst auf den zweiten Blick.

• Datum: 05.06.2011  Standort: Lipsi Hafen.
• Logge: 9039
• Wetter: NW 5
• Pos: 37°17‘40“ N, 26°45‘59“ O

Von Arki nach Lipsi Hafen ist es nur einen Katzensprung. Bei klarem Himmel und fünfer Wind aus Nordwest liefen wir aus der Bucht von Porto Augusto, wie immer unter Motor.
Kurz vor dem Ausgang, noch im ruhigen Wasser, setzten wir Segel und liefen mit Halbwind bis das Inselchen Refoulia achteraus lag. Es hatte sich mittlerweile eine ruppige Welle gebildet, die die Dream heftig durchschüttelte. Um auf unseren Kurs Südost zu kommen war eine Halse erforderlich. Die Halse ist bei unserer Crewstärke ein Manöver das ich gerne vermeide. Wenn es nicht anders geht fahre ich eine Q-Wende und fertig.
Jetzt, platt vor dem Wind ging das Gegeige erst richtig los. Auf raumen Kursen fahre ich grundsätzlich einen Bullenstander, sodass uns Patenthalsen erspart blieben.
Das Schaukeln wurde schließlich wirklich unangenehm. Wir beschlossen mit Halsen vor dem Wind zu laufen.
Was uns lehrt, wird es unangenehm akzeptiert die Crew auch Halsen.
Nach der Kursänderung in Richtung Lipsi Hafen waren wir beide gespannt, ob unser Lieblingsplatz am Kopf der Mole frei sein würde. Leider liegt Lipsi weit am Ende des Landeinschnittes, so dass man erst im letzten Augenblick freie Sicht auf den Ort und in den Hafen hat.
Pustekuchen, unser Platz war besetzt. Wir legten auf der Innenseite der Mole, mit all den Nachteilen dieses Liegeplatzes, an. Wieder halfen uns freundliche Segler beim Anlegen, Kette war reichlich gesteckt und so konnten wir ruhig der kommenden Nacht entgegen sehen.
Nachts knallten die bekannten Breitseiten von Böen aus Nord in den Hafen. Glücklicherweise hielten alle Anker. So wurde uns ein nächtliches Panikmanöver erspart.

Nun doch auf unserem Lieblingsplatz
Nun doch auf unserem Lieblingsplatz

Morgens um sechs steckte ich routinemäßig meinen Kopf aus dem Niedergang um die Lage zu peilen.
„Hanni, der Molenkopf ist frei“, rief ich überrascht in Richtung Bug Koje, “ wir wechseln den Liegeplatz“!
„Du spinnst“, kam verschlafen die Antwort.
Wir haben trotzdem gewechselt.
Sechs Beaufort ablandiger Wind hätte uns normalerweise davon abgehalten, doch die Angst ein anderer könne diesen Platz einnehmen ließ es uns dann doch tun.
Eine nette Seglerin, die gerade das Frühstück vor dem Auslaufen zubereitete und der ungewöhnlich früh auftauchende Janis, halfen uns mit den Leinen und bevor der Hafen richtig aufgewacht war hatten wir schon fest gemacht. Jetzt konnten wir in Ruhe auf passendes Wetter warten.
Wir begrüßten Janis und er freute sich wirklich uns zu sehen.
Alle unsere Freunde auf Lipsi waren erstaunt uns so bald wieder zu sehen. Doch war man sich einig, solch Wetterkapriolen noch nicht erlebt zu haben. Der Glaube an eine Klimaveränderung wuchs langsam auch in den ignorantesten Gehirnen.
Der Start des Tagesablaufes auf Lipsi gestaltete sich wie gewohnt. Morgens mit dem Laptop bewaffnetes Erscheinen in der Calypso Bar, Herunterladen des Wetterberichtes von Poseidon und die Entscheidung treffen, doch noch eine Nacht zu bleiben. Der braune Streifen auf der Poseidon Karte, Braun signalisiert Sturm der Stärke acht, stand beharrlich zwischen Patmos und Astipalaia. Also weiter warten.
Nach drei Tagen waren wir das Warten leid, zumal zwischen den Inseln ein brauchbarer Segelwind wehte. Wir beschlossen uns nach Partheni, der Nordbucht von Leros zu verlegen.

Diesmal konnten wir uns mit dem Auslaufen Zeit lassen. Partheni liegt knappe 7 Seemeilen südlich von Lipsi. Wir kannten die Bucht, allerdings nur von der Landseite. Bei einem unserer früheren Besuche von Leros sind wir mit dem Motorroller zur Bucht gefahren. Damals war unser Eindruck eher negativ. Direkt an der Bucht lag der Flughafen das Militär und eine Fischzucht hatte sich ebenfalls breit gemacht.
Aber von unserem damaligen Standpunkt aus konnte man nur einen Teil der Ankerplätze einsehen und alle Beschreibungen dieses Ortes waren positiv.
Die Untiefen zwischen Ns. Archangelos und Leros vorsichtig umfahrend, näherten wir uns dem Eingang der Partheni. Eine Fischzucht nach der anderen, die Runway des Flughafens, ein auf Grund liegender Frachter, der scheinbar abgewrackt wurde und militärische Gebäude verunstalteten den vorderen Teil der Bucht. Der Eindruck war alles andere als einladend. Wir liefen trotzdem Richtung Ankerplätze. Wenn wir schon hier waren, wollten wir wenigstens alles gesehen haben. Zum Glück, hinter den Festmacherbojen der Lakki Trocken Marina öffnete sich ein traumhaft schöner Ankerplatz, auf dem nur ein Boot vor Anker lag. Einige Schiffe an Privatbojen aber sonst Ruhe. Auf 6m Wassertiefe über gut haltendem Sandgrund ließ sich das Leben genießen.

Bucht von Partheni by Google
Bucht von Partheni by Google

. Datum: 09.06.2011  Standort: Partheni auf Leros
. Logge: 9048 sm
. Wetter: S 6-7, Böen 9
. Pos: 37°11‘33“ N, 26°48’22″ O

 Wir beschlossen ein paar Tage Badeurlaub einzuschieben.
Da das Handy-Netz ein hervorragendes Signal produzierte und das S-Meter 5/9 Kurzwellenempfang anzeigte, waren wir bestens an die Wetterberichte angebunden.
Und das war auch gut so. Der Wettermann aus Athen kündigte einen starken Südwind mit hohen Windstärken an. Gegen Abend setzte der Wind ein.
Böen bis zu 40 kn fegten über die gute Dream. Sie zerrte an der Kette und schwoite wie verrückt um den Anker.
Kein Problem, in dieser Bucht war alles leicht.

Ankertest
Ankertest

Keine Welle und der Ankergrund hielt unser Eisen bombenfest.
In Partheni wurde meine Kurzwellenstation das erste Mal einem richtigen Test unterzogen.
Vor zwei Jahren hatte ich das Rigg der Dream mit einem zusätzlichen Kutterstag ausrüsten lassen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Position des Achterstag- Isolators korrigiert. (Das isolierte Achterstag ist Teil der Sende- und Empfangsantenne)
Nach diesem Eingriff arbeitete die Kurzwellenanlage nur noch mit reduzierter Leistung, das Warum konnte ich allerdings nicht ermitteln.
In Kos, vor unserer Abreise hatte ich alles, was mit Bordmitteln zu messen war, gemessen. Das obere versetzte Norseman Terminal hatte Erdschluss über den Mast. Kein Wunder dass die Antenne nicht ordnungsgemäß arbeitete.
Tan, unser Mädchen für alles, enterte in den Mast und tauschte das defekte Teil aus. Seit dem spielt die Antenne wieder (Funker Ausdruck). Trotzdem werde ich im Herbst noch einige Modifikationen vornehmen.
In Partheni testete ich die Bänder 80/40/20 m. Naturgemäß hat die relativ kurze Antenne für 20 m die beste Anpassung.
Mit meinem Freund Günter in Luxemburg konnte ich auf Anhieb einige gute Verbindungen herstellen. Die Reparaturmaßnahmen hatten also Erfolg. So hatte ich in der Bucht außer Baden noch einen weiteren Zeitvertreib.
Nach drei Tagen beendeten wir das Faulenzerleben, lichteten den Anker und setzten Kurs auf die Lakki.

 

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