Ein guter Smutje kann mehr als kochen.

Die Hafenbucht Lakki
Die Hafenbucht Lakki

Segeln in Griechenland und der Türkei.

• Datum: 13.06.2011 Standort: Lakki Stadtkai
• Logge: 9061 sm
• Wetter: NW 4-5
• Pos: 37°07‘48“ N, 26°50‘58“ O

 

Unter Motor liefen wir aus der Partheni um noch im Lee des Inselchen Farios Segel zu setzen. Wir hatten angenehmen Nordwest, 4-5 bf, der uns schnell aus der Abdeckung von Farios brachte. Der wind nahm hier nur unwesentlich zu, doch stand die typische Ägäis Welle, kurz und ruppig.
Wir beschlossen den Kurs vorerst auf Südwest zu belassen, die Schaukelei des letzten Törns war uns noch in guter Erinnerung.
Die nächsten vier Seemeilen konnten wir es mit Halbwind und angenehmer Wellenrichtung laufen lassen.
Etwa quer ab der Einfahrt zur Lakki bargen wir das Großsegel schifteten die Genua und liefen nur mit Vorsegel in die Lakki Bucht ein. Nicht besonders seemännisch, aber sicher und bequem für unsere Riesencrew.
In der schmalen Einfahrt zur Lakki lehrte uns ein griechischer Fährkapitän das Fürchten. Ob Überholer oder Schiff unter Segeln voraus, egal, es herrscht das Gesetz des Stärkeren. Das Riesending kam um die Ecke geschossen und wurde mit rasender Geschwindigkeit größer. Mit lautem Hupen seines Schiffhorns tat es uns Kund, wer denn hier der Boss sei. Nur unter Zuhilfenahme der Maschine und fast im Dreck landend, konnten wir einer Zweiteilung der Dream knapp entgehen. Als Sportbootfahrer sollte man der Berufsschifffahrt, allein schon des Selbstschutzes wegen, den Vortritt lassen. Doch in Luft können wir uns leider auch nicht auflösen.
Deshalb merken, bei griechischen Fährschiffkapitänen gilt die Regel: je größer, umso mehr Kurshalter.
Nach überstandenem Schrecken konnten wir uns dem Anlegemanöver widmen. In der Lakki Marina hatten wir schon einige Male gelegen und wussten, dass uns vor der Marina ein Pilot Boot empfangen und zum Liegeplatz geleiten würde. Aber diesmal geschah nichts. Viermal kreuzten wir vor dem Steg und als Hannis, meist erfolgreiches, Rufen vom Vorschiff ergebnislos blieb, wollten wir schon aufgeben.
Doch dann entdeckte die Crew (Hanni) eine Bewegung auf dem Pier, ein Marinero, der sich gemütlich auf den Weg zu seinem Dinghi machte. Er signalisierte deutlich, dass ihm jede schnelle Bewegung zuwider war und dass er sich empfindlich in seiner Ruhe gestört fühlte.
Trotz all dieser Unannehmlichkeiten näherte er sich doch noch unserer Dream, nur um uns mitzuteilen, die Marina sei komplett. Unser Einwand, es wären doch noch viele Plätze am Steg frei, wurde mit einem kurzen:“ Reservation“, abgeschmettert und außerdem ginge uns das nichts an. Trotzdem wurde diese Konversation mit der bekannten griechischen Freundlichkeit geführt.

Die DOL, fest am Stadtkai.
Die DOL, fest am Stadtkai.

Was nun? Normalerweise habe ich immer einen Ausweichplan für derartige, unvorhersehbare Ereignisse im Kopf. Ich war aber so sicher einen Anlegeplatz zu bekommen, dass ich Plan B auf das Sträflichste vernachlässigt hatte.
Bei einem früheren Besuch hatten wir schon einmal am öffentlichen Stadt Kai gelegen, direkt neben der Coast Guard vor eigenem Anker. Damals ein recht unruhiger Platz, weil just entlang des Kais, die Jugendlichen von Leros ihre allabendlichen Moped Rennen austrugen. Alle anderen Annehmlichkeiten einer Marina fehlten natürlich auch (Was uns normalerweise nicht stört, aber diesmal brauchten wir Wasser und unsere Batterien bedurften auch einer Komplettladung).
Nun gut, wir hatten keine andere Wahl. Der Kai war frei, wir konnten umdisponieren und das Anlegemanöver vorbereiten.
Ich habe früher schon dargelegt, dass wir zum römisch katholisch Anlegen vor eigenem Anker, ob des Dinghis am Heck, fremde Hilfe benötigen (Geht auch ohne, erfordert aber mehr Aufwand). Am Ziel Pier war keine Menschenseele zu sehen. Noch ein Problem.
Jetzt zeigte sich mal wieder welch clevere Seefrau ich an Bord habe.
Schrill, auf den Fingern, wie ein Gassenjunge, pfiff Hanni dem Marinero nach. Erstaunlicherweise reagierte der Junge und kam zurück, längsseits der Dream.
Kurzes Gespräch mit Hanni und das Boot bewegte sich in Richtung Stadt Kai.
„Was war denn das?“, schnauzte ich in Richtung Vorschiff.
„Die Lösung unseres Problems“, kam es zurück.
Aus dieser Frau werde klug wer will, ich schaffe das in den nächsten 100 Jahren nicht.
Jedenfalls steuerte das Marina Dingi den Stadtpier an, der Marinero kletterte auf den Kai und stand bereit uns zu helfen.
Gekonnt nahm er unsere Heckleinen und half uns auch weiterhin beim Anlegen.
Nach erfolgreicher Beendigung des Manövers bedankte ich mich artig bei unserem Helfer um mich dann auf den Hafentrunk vorzubereiten.
Hanni kam vom Vorschiff zurück und verkündete stolz, dass mal gerade 15m Kette draußen wären.
Überbringer schlechter Nachrichten wurden früher erschossen oder sonst wie zu Tode gebracht.
Mist, aber was bei den viel geschmähten Charterern so oft geht, sollte bei uns für eine Nacht, auch funktionieren.
Mittlerweile hatten noch ein paar Boote, rechts und links neben uns fest gemacht. Sie folgten dem Segler Herdentrieb. Ein unbesetzter Steg bleibt über Tage leer, bis sich irgendjemand traut anzulegen. Man könnte wetten, binnen weniger Stunden ist jeder Meter des Kais mit Booten vollgestopft.
Wie auch immer, je näher der Abend rückte, umso unruhiger wurde ich. 15 m Kette gaben mir kein gutes Gefühl für die Nacht.
„Hanni, wir ankern neu“, kam das kurze Kommando.
„Da warte ich schon seit Stunden darauf“, kam die altkluge Bestätigung vom Smutje.
Beim Anker aufgehen hatten wir natürlich eine fremde Kette in unserem Eisen. Mindestens eine Kette lag mal wieder parallel zum Pier.
Das erforderliche Klarierungsmanöver ist, seit wir in Griechenland segeln, fester Bestandteil unserer Seemannschaft. Mittels einer immer bereit liegenden Hilfsleine war der Anker schnell von der eingehakten Kette befreit. Ironie des Schicksals, die Verursacher des Problems, klatschten, weil das Manöver so schön war, laut Beifall. Ich konnte meine bissigen Kommentare nicht mehr loswerden.
Mit 40 m Kette im Wasser sahen wir jetzt der Nacht beruhigt entgegen.
Während eines Rundganges über den Kai entdeckte ich Blechabdeckungen und in der Nähe dieser Bleche, feuchte Stellen auf dem Asphalt. Eine nähere Untersuchung bescherte uns einen Wasseranschluss, mit einem exotischen Gewinde, aber Wasser. Ein netter französischer Segler, der die Gegebenheiten scheinbar kannte, lieh uns einen Adapter. Wasser konnte gebunkert werden.

Die Coast Guard, Stromspender wider Willen.
Die Coast Guard, Stromspender wider Willen.

Blieb der fehlende Strom. 20 m weiter ist der Liegeplatz des Coast Guard Bootes. Direkt davor die Erfüllung unseres Trachtens, ein Stromkasten. Leider geht auf dem Boot Tag und Nacht eine kleine Mannschaft Wache. Mein Wunsch uns etwas Strom zu spendieren wurde erwartungsgemäß abgelehnt. Aber so leicht gibt die Besatzung der Dream Of Life nicht auf, der nächste Einsatz der Küstenwache würde ja irgendwann kommen. Und er kam. So schnell war noch nie eine Kabeltrommel aufgebaut und ein Kabel verlegt. Zufrieden brummte unser Ladegerät und wir beobachteten sorgfältig den Buchteingang, um die zurückkehrende Coast Guard auszumachen und um vor ihrer Rückkehr das Kabel zu entfernen. Es wurde Nacht und im Vertrauen, dass die Nacht ruhig bleiben würde, gingen wir schlafen.
Andern Morgens lag das Einsatzboot wieder auf seinem Platz, unser Stromklauen war niemandem aufgefallen. Die unerlaubte Stromquelle sprudelte noch und unser Ladegerät brummte weiter zufrieden vor sich hin. So blieb das auch bis zum Zeitpunkt unseres Ablegens.
Merke, “ In Griechenland wird nichts so heiß gegessen wie gekocht“.

So, Wasser und Strom waren abgehakt. Blieb das Wetter. Die Marina betreibt einen Internet Hotspot, das wusste ich. Man benötigt allerdings Zugangsdaten, die nur Marina Gästen zur Verfügung gestellt werden.

Aber ich kenne doch meine Griechen.
In der Marina Rezeption wurde ich vorstellig und verlangte freundlich aber bestimmt die Zugangsdaten, schließlich müsse ich das Wetter abrufen (was ja auch der Wahrheit entsprach).
Freundlich kam die Frage für wie lange ich den Zugang benötigen würde. Auf meine Antwort für ca. eine Woche, bekam ich den Code, mit dem Hinweis bei Problemen möge ich mich melden, anstandslos ausgehändigt.
Ich überlegte, wie das an der Nord- oder Ostsee funktioniert hätte.
So, die Voraussetzungen waren gegeben, jetzt fehlte nur noch das passende Wetter um nach Astipalaia auszulaufen.
Die griechische Wetterfabrik Poseidon zeigte für zwei Tage ein Wetterfenster mit fünfer Wind aus Nordwest, genau in unserem Problemstreifen.
„Wenn wir uns auf diese zwei Tage beschränken, können wir morgen auslaufen. Wir müssen aber übermorgen weiter, weil der Wind wieder auf Werte um acht bf steigt“, erklärte ich Hanni.
Sie war einverstanden.
Von der Lakki nach Astipalaia.

• Datum 15.06.2011  Standort: Astipalaia, Ormos Vathi
• Logge: 9106
• Wetter: NW 6
• Pos: 36°37‘13“ N, 26°24‘04“ O

Um 0600 Uhr startete Hanni die Maschine. Öl, Wasser und der allgemeine Zustand des Diesels war geprüft. Das Ablege Manöver konnte beginnen. Achterleinen los und Anker auf. Problemlos, weil schon sehr oft ausgeführt.
Langsam motorten wir aus der Bucht. Vom versprochenen Wind war noch nichts zu spüren, auch nicht im offenen Wasser, nachdem wir die Leuchtfeuer auf den steilen Klippen der Buchteinfahrt passiert hatten. Unser Jockel (Diesel) musste noch weiter Dienst tun.
Ich programmierte den Auto-Piloten auf Kurs 206°, regelte die Motordrehzahl auf 1500 U/min und so tuckerten wir gemütlich durch den noch etwas frischen Morgen in Richtung Südwest. Die See war noch spiegelglatt, sodass dass Motoren, außer des lauten Motorgeräusches, recht angenehm war.
Gegen 0800 Uhr stand eine leichte Brise aus Nordwest, die unsere Genua mal gerade gefüllt hielt. Immerhin konnten wir einen Geschwindigkeitszuwachs von einem halben Knötchen auf unsere Logge ablesen.
Um 1000 Uhr kam der versprochene Wind mit 6 bf. Erst aus Nordwest, um dann auf West zurück zu drehen. Hoch am Wind die Lady Dream mag das gar nicht, liefen wir unter Vollzeug, mit nunmehr 6 Knoten, unserem Ziel entgegen. Ab und zu gischtete es heftig über das Vorschiff, noch hielt uns die Spray Hood trocken.“ Solange ich nicht nach vorne muss, ist das ok“, dachte ich. Es blieb auch so. Um 1315 Uhr, 2,8 sm nördlich vom Leuchtfeuer Flouda auf Astipalaia, schlief der Wind ein. Für die letzten paar Seemeilen musste unser Jockel wieder herhalten.

Unser Ziel war die Bucht Vathy. In allen Handbüchern als super sicher und sehr schön beschrieben. Aber nach der Rundung von Pt. Pyrgin und Pt. Ellenico und nachdem wir die Bucht einsehen konnten, war unsere Reaktion eher zurückhaltend. Sicher ist der Ankerplatz. Wie ein Binnensee, rings vom Land eingeschlossen, bietet die Bucht Schutz gegen alle Winde, viel Ruhe und sonst, außer ein paar Häusern mit einer Kneipe und einer stillgelegten Kalkbrennerei, nichts.

Um 1440 Uhr fiel unser Anker. Gut das wir nur für eine Nacht geplant hatten.
Im vorigen Jahr waren wir auf der Südseite der Insel, in Analipsi. Von diesem kleinen Fischerort ausgehend, hatten wir die Insel zu Fuß und per Motorroller erkundet und deren ganze Schönheit kennen gelernt. Umso mehr waren wir jetzt von Vathy enttäuscht. Hier einige Eindrücke dieser Reise.

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Trotzdem freuten wir uns auf eine ruhige Nacht, die dann auch ruhig wurde.

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