Von Vulkanen, Touristen, einem Kapitän der eine Kneipe hat und einer wunderschönen Insel.

Segeln in der Ägäis.

• Datum: 16.06.2011  Standort: Nysiros, Hafen Pali.
• Logge: 9149 sm
• Wetter: NW 1-2, 5-6
• Pos. 36°37‘08“ N, 27°10‘17“ O

In den engen Gassen von Emborio auf Nisyros

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Morgens um 0700 Uhr klang das „Klack, Klack“ unserer einlaufenden Ankerkette durch die Stille der Bucht. Unter Motor liefen wir langsam durch die schmale Ausfahrt Vathys, Richtung offenes Wasser.
Die Dream lief Kurs Nord, um nach der Rundung des Leuchtfeuers Flouda in östliche Richtung zu steuern.
Gegen 0850 Uhr frischte der Wind auf 6 bf auf und wir liefen unter Vollzeug mit guten 7 kn Richtung Nisyros. Herz was willst du mehr als solch ein Segeln in der Ägäis? Mehrere Male ließ uns der Wind im Stich, der Jockel musste helfen.
Schließlich wurde es trotzdem ein schöner Segeltörn, wenn auch das ewige Segelbergen und Segelsetzen, ziemlich nervte.
Um 1545 machten wir im Hafen Paloi, direkt gegenüber Captains House fest.

Anna und der Captain
Anna und der Captain
Captains House
Captains House

Dieser Anlegeplatz ist sehr vorteilhaft. Erstens liegt er genau gegenüber der Kneipe unserer Wahl und zweitens kann man beim Wirt Motorroller für kleines Geld mieten. Nur 50 ccm und nur 50 km/h schnell, aber für die Insel das ideale Gefährt. Außerdem ist der Weg zum Bäcker von hier aus nicht weit.
Am Abend machten wir unseren Antrittsbesuch bei Georg, kurz Captain genannt und seiner Frau Anna. Bei einer Portion kleiner Scampi und einem (vielleicht auch zwei) Glas Wein, freundeten wir uns schnell an.
Sie erzählten uns von der Schönheit der Insel, dem Leben auf der Insel im Winter, von den Touristen und Gott und der Welt. Es wurde ein schöner Abend. Nach Hause waren es mal gerade drei Schritte über die Straße.

Nur über die Straße
Nur über die Straße

Anderntags mieteten wir einen Roller beim Captain. Wir waren fest entschlossen die Insel besser zu erkunden, als wir es im letzten Jahr getan haben.
Zuvor wollte ich noch eine Reparatur an unserer Lady vornehmen. Auf dem weg von Astipalaia nach Nisyros hatte sich die Verschraubung der Steuersitzbank gelöst. Beim Versuch mich auf die Bank zu setzen kippte sie um und ich wäre über Bord gegangen, hätte das Dinghi meinen freien Fall nicht aufgehalten. Die Reparatur war kein Luxus.
Georg half. Aus der hintersten Ecke seiner Werkstatt zauberte er ein paar passende Schrauben, mit welchen ich dann ans Werk ging. Dummerweise sind die Schraubenlöscher so geschickt positioniert, dass zur Montage der Schrauben mindestens drei Armgelenke erforderlich sind. Folglich verschwanden, beim Versuch die Schrauben einzudrehen, eine nach der anderen, in den unergründlichen Tiefen der Bilge.
Nachdem das letzte Befestigungselement verschwunden, war der vielzitierte Rat teuer.
Georg half wieder. Er kannte jemanden, der jemanden kennt, der Schrauben hat. Der Mann mit den Schrauben wohnte in Mandraki, dem Hauptort der Insel. Mit unserem Motorroller kein Problem, ein ganz neues Gefühl, auch an Land mobil zu sein.
Ich bekam die Schrauben. Pfiffigerweise kaufte ich gleich zehn Stück, weil die Regel sagt, „eine fürs Schiff, eine fürs Meer“.
Der erste Versuch klappte. Jetzt habe ich neun Ersatzschrauben und eine bombenfeste Sitzbank.
Am Abend erfuhren wir einiges mehr über die Insel.

Der Krater oder der Schnellkochtopf des Dodekanes. Für mehr Infos. klick ins Bild.
Der Krater oder der Schnellkochtopf des Dodekanes. Für mehr Infos. klick ins Bild.

Hier ein Überblick.
Nisyros: Vulkan-Insel in der südöstlichen Ägäis (Inselgruppe des Dodekanes) mit aktivem Vulkan
Längengrad: 36.35 nördlich
Breitengrad: 27.10 östlich
Nachbarinseln: Pahia, Pyrgussa, Yali, S. Antonios, Strongyli, Kos und Tilos
Einwohner: ca. 930 (677 Mandraki, 150 Pali, 41 Emborio, 61 Nikia)
Höchster Punkt: 698 Meter ü. Meer
Nisyros ist eine griechische Insel in der Ägäis, welche zu der Inselgruppe der Dodekanes gehört, in deren Zentrum sie liegt. Zusammen mit Gyali und einigen unbewohnten Inseln bildet sie eine Gemeinde in der Präfektur Dodekanes. Sie hat eine Größe von rund 41 km² und wird von ungefähr 1.200 Menschen bewohnt. Fast im Zentrum befindet sich die Caldera, ein Vulkankrater mit einer Länge von 3.500 m und einer Breite von 1.500 m.
Wir wissen nicht, wann das geschmolzene Gestein im Gebiet von Nisyros zum ersten Mal aufzusteigen begann oder wann die Entstehung des Unterwassersockels der Insel anfing. Die antiken Griechen freilich hatten eine genaue Vorstellung sowohl von der Zeit als auch von der Art und Weise der Entstehung der Insel.
„Von Poseidon über das Meer gejagt gelangte Polybotis nach Kos. Aber Poseidon brach schnell ein Stück aus der Insel heraus und ließ es auf ihn fallen. Dieses Stück bildet heute die Insel mit dem Namen Nisyros.“

So erzählt Apollodoros in seiner Bibliothek den griechischen Mythos über die Geburt der Insel.

Wir lernen dazu beim Segeln in der Ägäis

Was für ein Unterschied
Was für ein Unterschied
Kinder, immer schön der Tante mit dem Schild nach.
Kinder, immer schön der Tante mit dem Schild nach.

Am anderen Morgen, unser erster Ausflug führte uns nach Mandraki, dem Hauptort der Insel. Vorbei am Stadthafen, der unentwegt Bootsladungen von Tagesausflüglern ausspuckte. Eine Lawine von Menschenmassen ergoss sich durch die engen Gassen des Städtchens. Vorweg, Schirm- oder TUI Schildträger, gefolgt von der lärmenden Horde. Seltsam gekleidet. Fette Damen in knappen Shorts und Büstenhaltern, Männer mit besockten Sandalenbeinen und Kindern, die ihr Kreischen, als Feuersirenen vermarkten könnten.
Wir wollten doch nur einen Kaffee Frappe trinken.
Nach einer Stunde flüchteten wir zurück nach Paloi.
Ein kurzes: „Wrong time“, kam von Georg. Gegen 1700 Uhr starteten wir einen erneuten Versuch.

Was für ein Unterschied. In der Stadt nur noch wenige, meist griechisch sprechende Menschen, die ihren Frappe trinken und uns ausnehmend freundlich begegnen. Was für ein Wechsel und Unterschied zum Tag. Der Hafen hatte alles Volk wieder aufgesogen und abtransportiert. Nur die wenigen Insider und Einwohner waren zurück geblieben. Der Ort präsentierte sich in seiner ganzen Schönheit und Stille. Wir beschlossen unseren Aufenthalt zu verlängern.

Die Stille des Nachmittages verführte uns noch zu einem Besuch der Akropolis, die zwischen 2003 und 2008  mit EU Geldern restauriert wurde. Gut angelegtes Geld, das nicht in irgendwelchen dunklen griechischen Korruptionskanälen versickert ist. Die mörtellose Baukunst der alten Griechen lässt uns immer wieder ehrfürchtig staunen. Die antike Akropolis Paliokastro mit ihren Mauern aus Basalt, ist eine der besterhaltenen Festungen aus der Zeit des 4. Jahrhunderts v. Chr.

Einige Eindrücke von der Festung.

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Am folgenden Morgen, ein kurzes: “Wir bleiben“, zum Captain, verlängerte unseren Rollermietvertrag um einen weiteren Tag. Wir wollten die Insel weiter erforschen.
Unsere erste Exkursion galt dem Krater und dem Ort Emborio. Mit dem Roller kann man bis an den Rand des Kraters fahren. Hier nimmt einen Mitch in Empfang. Ein in Griechenland gestrandeter Amerikaner, der den Touristen einige Krater-Storys erzählt und gleichzeitig die Parkgebühren kassiert. Er erzählte uns, dass die Zeiten schlecht wären und er zurück in die Staaten wolle. Die gleiche Geschichte kannte ich vom vorigen Jahr und war demensprechend wenig beeindruckt. Wir schossen ein paar Fotos, sparten aber den Gang durch den Krater, ob Hannis Allergie gegen Schwefelgestank, aus. Das ganze Spektakel war uns sowieso zu sehr auf Touristenabzocke ausgelegt, sodass uns der Verzicht recht leicht fiel. Den besten Überblick hat man ohnehin von den umliegenden Bergen. Hier erahnt man die gigantische Gewalt, die diesen Krater geformt hat.

Der Krater ist allgegenwärtig.

Einige Infos zum Vulkan:
Nisyros ist das jüngste bedeutende Vulkanzentrum Griechenlands. Sein ältestes Gestein ist etwas weniger als 160’000 Jahre alt, während sich dagegen das jüngste gerade eben auf 15’000 Jahre datieren lässt, also beinahe in die vorgeschichtliche Zeit. Zusammen mit Methana, Milos und Santorin zählt es zu den aktiven Vulkanen des Landes. All diese vulkanischen Zentren sind entlang eines Streifens von einigen Dutzend Kilometern Breite und 450 Kilometern Länge verstreut, der am Isthmus von Korinth beginnt und bei Nisyros endet.

Emborio ist ein mit EU Geldern renoviertes Dorf, an den Berg geklebt und fast menschenleer. Beim Durchwandern der winzigen Gässchen, eröffnet sich nach jeder Biegung, ein neuer, atemberaubender Blick, entweder auf den Krater oder auf das Meer. Wenige, alte Menschen sitzen schweigsam vor den, wie ein Museum wirkenden Hausfassaden. Der Gruß der Fremden wird freundlich erwidert. Trotzdem wirkt das Szenario etwas künstlich und inszeniert.

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Die erste Amtshandlung am anderen Morgen war die Verlängerung des Mietvertrages für unser Moped. Ich brauchte Georg nur anzusehen und er nickte: „One day longer, ok“.

Für diesen Tag hatten wir uns Nikia vorgenommen. Ein, ebenfalls, wie ein Schwalbennest, am Berg hängendes Dorf, hoch über dem Krater. Hier gibt es ein Vulkanmuseum und eine Kneipe mit hervorragendem Essen. Direkt am Dorfeingang, auf der linken Seite. Man spricht Deutsch. Den Namen des Restaurants habe ich leider vergessen, ist aber nicht zu verfehlen.

Segeln Griechenland geht zu Ende

Selbst die schönste Zeit geht irgendwann zu Ende. Time to say goodbye.
Am Morgen des 22.06.2011, 0720 Uhr, heißt es Anker auf und Leinen los. Wir setzen Kurs nach Hause. Kos ist nur einen Steinwurf entfernt. Wir waren früh unterwegs, der NW hatte sich noch nicht aufgebaut. Die See war absolut flach. Leichtes Spiel für den Jockel, der uns am frühen Nachmittag, sicher in der Marina Kos ablieferte.

Die Schwesterinsel Yali sagt good by.
Die Schwesterinsel Yali sagt good by.

Es gab einige Querelen um den Liegeplatz, aber am Ende des Tages lag die Dream Of Life sicher auf ihrem angestammten Liegeplatz an Pier „E“.
• Datum: 22.06.2011
• Logge: 9171 sm
• Wetter: NW 1
• Pos: 36°28‘04“ N, 27°18‘10“ O

So, das war‘s. Wir hatten noch einige Dinge zu reparieren und zu erledigen, aber unser Flieger brachte uns sicher am 16.07.2011 nach Deutschland zurück.

2 Antworten auf “Von Vulkanen, Touristen, einem Kapitän der eine Kneipe hat und einer wunderschönen Insel.”

  1. Bin ganz selten hier QRV, aber die Fotostory ist super , auch die Fotos sind gelungen.

    73 Grüsse aus Elvange.

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