Von der Drachenbucht nach Fethiye.

30.05.2012

Von der Drachenbucht zur YES Marina.

Bis Fethiye sind es 14 sm, unsere Lieblingsdistanz beim gemütlichen Wandersegeln. Nicht zu kurz bei gutem Wind und nicht zu lang wenn aufgekreuzt werden muss.  So bleibt immer noch ein schönes Stück vom Tag außerhalb des Segelns.

Heute ist ein Tag mit gutem Wind. Er kommt mit 4-5 Windstärken aus Nordwest. Unser Ziel liegt im Nordosten, das bedeutet Halbwind. Der Lieblingswind von Schiff und Mannschaft.

Ankerleine als Landfeste. Im Bild verläuft die Leine unterhalb des Außenbordmotor.

0930 Uhr bergen wir die Landleine. Ich schwimme an Land um die Befestigung zu lösen. Eine angenehme Arbeit bei  Wassertemperaturen um die 26°C. Wir missbrauchen als Landfeste unsere Heckankerleine. Entsprechend schwer und sperrig ist das Monstrum. Es vergeht eine Weile bis es säuberlich aufgeschossen an Deck liegt. Wir haben viel Zeit, die geplante Tagesdistanz hält sich ja in Grenzen. In alle Ruhe rollen wir die Leine auf eine Spindel, sichern sie mit einem Tampen und versenken alles in die Tiefen der Achterbackskiste. Hoffentlich für lange Zeit. Wir haben uns vorgenommen das Teil durch eine fest an der Heck Reling installierte Rolle zu ersetzen.  Dies ist auch ein Grund, warum wir Fethiye anlaufen wollen. Freunde hatten uns die Qualität der türkischen Edelstahlverarbeitung wärmstens empfohlen.

1000 Uhr startet Smutje die Maschine. Vorsichtig manövrieren wir aus der Bucht. Der Wind weht immer noch mit 4 bf aus MW. Das passt prima. Die DOL in den Wind gestellt, das Groß hoch, abfallen auf 72°und raus mit der Genua. Beim Manöver fällt kein Wort, so eingespielt ist die Mannschaft mittlerweile. Sobald die Segel gefüllt sind, zieht die Lady mit 5-6 Knoten los. Die Briese kommt gleichmäßig, ich kann den Autopiloten einschalten. Entspannt zurückgelehnt beobachte ich genüsslich das Ringsum. Segeln für Genießer und Faulenzer. In solchen Augenblicken macht es Spaß Hanni anzusehen. Sie strahlt wie die frisch polierte Reling.

Gegen Mittag lässt uns der Wind im Stich. Es ist nicht mehr weit zum Ziel, so beschließen wir die Segel zu bergen und unter Motor Fethiye anzulaufen.

Fest in der YES Marina
YES Marina

Am frühen Nachmittag machen wir die DOL in der YES- Marina fest, unterstützt von einem freundlichen Marinero, der die Festmacher annimmt und die Mooring Leine reicht. Man begrüßt uns ausgesprochen freundlich. Die Crew fühlt sich sofort wohl und gut aufgehoben.

ECE Marina

Diese Marina wurde von uns mit Bedacht ausgewählt. Gleich nebenan gibt es noch eine, wesentlich größere und komfortablere Anlage. Die ECE Marina, mit 465 Liegeplätzen ein sehr großer Hafen. Zu groß für uns. Wir bevorzugen kleine, familiäre Einrichtungen. Außerdem sind diese meist auch preiswerter.

Nach einer halben Stunde kommt der Manager um sich nach unserem Befinden und eventueller Wünsche zu erkundigen.

Ja, es geht uns prächtig und wir haben einen Wunsch. Wir benötigen eine Landleinen Rolle.

Kein Problem. Ein Telefonat später steht ein Termin mit dem besten  Edelstahl Schlosser der Region fest. Heute 1600 Uhr.

Pünktlich treffen der gesamte Marina Stab sowie der Niro Spezialist an der DOL ein. Der Manager dolmetscht und unterstützt uns bei der Verhandlung. Der Preis ist schnell ausgemacht, da ich nicht wirklich hart verhandle, der verlangte Preis liegt weit unterhalb dessen, was ich in Griechenland hätte bezahlen müssen. Außerdem ist mein Vertrauen in die Handwerkskunst der Türken wesentlich höher als in die der Griechen. Das einzige Problem ist die Lieferfrist. 2 Tage Fertigungszeit werden benötigt. Auch hier ist der Manager wieder hilfsbereit. Er bietet uns, ob der längeren Liegezeit, einen Sonderpreis an. Auch will er sich um eine preiswerte Leine für die neue Spindel kümmern.

Super, so haben wir 2 Tage mehr zur Verfügung um Fethiye zu besichtigen, einzukaufen und zu faulenzen.

31.05.2012

In der Ferne, das schneebedeckte Taurus Gebirge

Für heute planen wir einen Einkaufbummel. Die Innenstadt von Fethiye liegt etwa 3 km von unserer Anlegestelle entfernt. Wir richten uns auf einen längeren Fußmarsch ein. Beim Abmarsch passieren wir das Marina Restaurant. Der nette Kellner, er serviert uns gewöhnlich unseren Sundowner, fragt wo wir hin wollen. Wir erklären es ihm und erwähnen auch den Fußmarsch. Er lächelt und zeigt uns den Haltepunkt der Dolmuş.

Im Dolmus

Dolmuş (wörtlich übersetzt „soll voll sein“, im Sinne von „angeblich voll“) ist die Bezeichnung für eine spezielle Art von Sammeltaxi in der Türkei und Nordzypern. Der Dolmuş gehört zum typischen Erscheinungsbild der Türkei. Diese öffentlichen Transportmittel verkehren auf festgelegten Kurzrouten (türkisch „hat“) und übernehmen einen großen Teil des öffentlichen Personennahverkehrs. Die Bezeichnung beruht darauf, dass der Dolmuş erst losfährt, wenn genügend Plätze besetzt sind. Man winkt am Straßenrand und der Bus hält. Der Preis ist in der Regel spottbillig.

Warten auf den Dolmus

Also, wir laufen nicht, wir fahren Mini Bus. Diese Art des öffentlichen Verkehrs mittels macht süchtig. Wir tuen keinen Schritt mehr zu Fuß. Heute bringt uns das Vehikel mitten in das Zentrum des Ortes, mitten ins orientalische Leben.

Der Bazar ist so wie wir uns türkische Märkte vorstellen, laut und bunt. Händler bieten ihre Waren feil und preisen sie lautstark an. Aber nicht unangenehm und aufdringlich, wie wir es auch schon erlebt haben. Vielleicht liegt es daran, dass die Saison noch jung ist und nicht viele Touristen durch die Gassen flanieren.

Es ist noch ziemlich leer
Auf Shopping Tour

Meine bessere Hälfte hat sich vorgenommen mich neu einzukleiden. Oh Stress, aber da muss ich durch. Erst als drei  T- Shirts und zwei Shorts in der Plastiktüte sind darf ich endlich zu meinem geliebten Efes. Ich werde kurzerhand vor einer Kneipe geparkt und Hanni verschwindet, nach einem kurzen:“ Jetzt bin ich dran“,  in den Tiefen des Bazars. Ich sitze froh vor meinem Bier und schaue gutgelaunt dem Treiben der Menschen zu. Ab und zu kommt mein Schatz, zeigt mir ein T-Shirt oder eine Hose zur Begutachtung. Nach erfolgtem Abnicken verschwindet sie wieder.

Da muss man doch vor Freude in die Hände klatschen

Ein schöner Tag. An dessen Ende sind unsere Bargeldvorräte allerdings aufgebraucht. Nun gut, wozu gibt es Geldautomaten. Leider liegt meine Geldkarte noch an Bord der DOL. Wir müssen auf Hannis Zweitkarte zurückgreifen. Sie drückt mir ihre Karte in die Hand, flüstert mir ihre Geheimzahl ins Ohr und schickt mich zur Cash Maschine. Der Automat könnte ja kein Deutsch verstehen. Die Kiste versteht nicht nur kein Deutsch, sondern auch die Geheimzahl nicht. Nach der zweiten Display Anteige: Transaction interrupted, breche ich die Versuche ab. Das Risiko einer einbehaltenen EC Karte ist mir zu hoch.

Meine bessere Hälfte erklärt mir was sie von Menschen hält, die es nicht fertig bringen, sich eine vierstellige PIN zu merken, oder aber richtig einzutippen. So richtig sicher bin ich auch nicht. Kleinlaut biete ich an:“ Ok, Machen wir es gemeinsam“.

Eins, tipp-Acht, tipp-Neun, tipp-Fünf, tipp. Aktion wird abgebrochen, noch zwei Versuche übrig, leuchtet drohend auf dem Display. Erneuter Versuch, gleiches Ergebnis. Wir geben auf. Morgen können wir mit meiner Karte einen neuen Versuch starten. Für das Abendessen reicht unser Geld gerade noch.

Meine Angetraute schläft diese Nacht schlecht. Endlose Zahlenkombinationen probiert sie gedanklich durch. Ohne Erfolg. Im Laufe des Morgens kommt die Erleuchtung. Der von uns benutzte Code ist die PIN ihrer Zweitkarte einer anderen Bank.

Das wäre also geklärt. „Und wie lautet die Geheimzahl deiner ersten Karte?“ frage ich spitz.

„Ähh, habe ich vergessen“, kommt beleidigt zurück.

Um es vorweg zu nehmen. Hanni konnte sich nie mehr an die korrekte PIN erinnern. Wir mussten eine neue Karte beantragen. Nur gut, dass ich die Geheimzahl zu meiner Karte noch weiß, der Törn kann weiter gehen.

01.06.2012

Meine Rolle wird geliefert. Der erste Eindruck ist beängstigend. Was für ein Riesending?  Nach der Montage relativiert sich aber die Größe. Sie passt super und fügt sich prima in die Heckansicht der DOL ein.

Die neue Rolle

Schließlich besorgt der freundliche Manager uns noch 100m Schwimmleine mit 14mm Durchmesser zu einem wirklich guten Preis. Die Spule ist komplett. Mein bestes Crew Mitglied freut sich besonders über das neue Teil. Ankern mit Landfeste wird wesentlich leichter werden.

Es geht bald weiter,

Liebe Grüße von Hanni & Günter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert